Obwohl es Richtlinien und Gesetze zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden gibt, kommt es des Öfteren zu Überschreitungen von Grenzwerten und Umweltqualitätsnormen in Grund‐ sowie Oberflächengewässern (Wicke et al., 2015).
Das Forschungsfeld der Biozide urbanen Ursprungs ist noch relativ jung. Aber in manchen Fällen kann die Biozidbelastungen urbanen Ursprungs in Gewässern höher liegen als die Pflanzenschutzmittelbelastungen durch die Landwirtschaft (Gerecke et al., 2002 und Wittmer et al., 2011).
Um die genauen Risiken der Biozide bestimmen zu können, muss bekannt sein, welche Biozide in den verschiedenen Materialschutzmitteln verwendet werden, da jedes Biozid unterschiedlich toxisch ist und unterschiedliche Umwelteinflüsse hat. Im Folgenden werden ausgewählte Biozide vorgestellt, die häufig im Fassadenschutz verwendet werden. Sie stehen stellvertretend für die allgemeinen Gefahren, die von Bioziden ausgehen.
Diuron
Diuron ist ein Herbizid, das häufiger als Biozid im Fassadenschutz zum Einsatz kommt. Diuron ist im Gegensatz zu vielen anderen Bioziden relativ gut erforscht, denn bereits 1956 beschrieben Wessels und Van der Veen seine Wirkung.
Diurion wird gegen Unkräuter und Moose als Biozid im Materialschutz und als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Es zählt zu 45 prioritären Stoffen der EU-Wasserrahmenrichtlinie und ist als Pflanzenschutzmittel in Deutschland verboten. In der Umwelt wird es in humusreichen Böden eher zurückgehalten, kann aber auch ausgewaschen werden und so ins Grundwasser gelangen, wo mit relativ langen Verweilzeiten zu rechnen ist (Lange et al., 2017; Gooddy et al., 2002; Giacomazzi und Cochet, 2004). Durch Pilze oder Bakterien wird es hauptsächlich zu 3,4-Dichloroaniline (3,4- DCA) umgebaut. Problematisch ist dabei, dass die Transformationsprodukte z. T. höhere Toxizitäten aufweisen als Diuron selbst (Giacomazzi und Cochet, 2004). Laut European Chemicals Agency (ECHA) ist Diuron sehr giftig gegenüber aquatischen Lebewesen mit langanhaltenden Effekten und steht im Verdacht krebserregend zu sein.
Terbutryn
Terbutryn ist ebenfalls ein Herbizid mit ähnlicher Wirkungsweise wie Diuron und vergleichbarer Verbreitung im Fassadenschutz. Ähnlich wie Diuron ist es ein prioritärer Stoff in der EU-Wasserrahmenrichtlinie und als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft in Deutschland verboten. Es wird in Deutschland somit nur noch für den häuslichen Gebrauch oder Schutz von Baumaterialien als Biozid verwendet.
Trotzdem kann es, wie von Quednow und Püttmann (2007) gezeigt, in Oberflächengewässern nachgewiesen werden (282 von 330 Proben waren positiv), was hinsichtlich seiner hohen Toxizität gegenüber Wasserlebewesen problematisch ist (ECHA). Durch den häufigen Einsatz in Fassaden eignet sich Terbutryn gut als ein Tracer für Fassadenabflüsse (Burkhardt et al., 2011).
Literatur:
  • Burkhardt, M., Zuleeg, S., Vonbank, R., Schmid, P., Hean, S., Lamani, X., Bester, K., Boller, M., 2011. Leaching of additives from construction materials to urban storm water runoff. Water Science & Technology 63.
  • Gerecke, A. et al., 2002. Sources of pesticides in surface waters in Switzerland: pesticide load through waste water treatment plants - current situation and reduction potential. Chemosphere, 48.
  • Giacomazzi, S., Cochet, N., 2004. Environmental impact of diuron transformation: a review. Chemosphere 56.
  • Gooddy, D.C., Chilton, P., Harrison, I., 2002. A field study to assess the degradation and transport of diuron and its metabolites in a calcareous soil. Science of The Total Environment 297.
  • Lange, J., Olsson, O., Jackisch, N., Weber, T., Hensen, B., Zieger, F., Schuetz, T., Kümmerer, K., 2017. Urbane Regenwasserversickerung als Eintragspfad für biozide Wirkstoffe in das Grundwasser? Korrespondenz Wasserwirtschaft.
  • Quednow, K., Püttmann, W., 2007. Monitoring terbutryn pollution in small rivers of hesse, germany. Journal of Environmental Monitoring 9.
  • Wicke, D., Matzinger, A. & Rouault, P., 2015. Relevanz organischer Spurenstoffe im Regenwasserabfluss Berlins, Berlin: KompetenzZentrum Wasser Berlin GmbH.
  • Wittmer, I. et al., 2011. Loss rates of urban biocides can exceed those of agricultural pesticides. Science of the Total Environment, 409.

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